Der Stein

In Tobias Schmidts Der Stein stoßen Welten aufeinander. Der Erzähler, ein unbenannter Farmer, lebt ein distanziertes Leben am Rande einer Dorfgemeinde – und hegt dabei eine Rivalität zu einem exzentrischen Fotograf, der als hoch-angesehenes Mitglied der Dorfgemeinschaft sein genaues Gegenteil darstellt. 

Geheimnisse brodeln in der Tiefe: Warum ist der Farmer ausgestoßen? Warum weigern sich die Dorfbewohner von ihm zu kaufen, so als trüge er ein ansteckendes Virus? Und warum scheint der Fotograf alles daran zu tun, ihn vor den Dorfbewohnern bloßzustellen?


Er war viel zu groß für dieses Dorf, galt als einer der “teuersten Fotografen” der Welt, wurde rund um den Globus ausgestellt und hatte sich das Leben in der Abgeschiedenheit als Kulisse für einen Teil seiner schillernden Künstlerbiografie gewählt.

Die Vergangenheit des Erzählers wird uns vorenthalten: ein Mysterium, dass es uns nicht gelingt zu lösen. Schmidt stellt uns ein Rätsel auf und lässt uns bis zum Ende darüber grübeln. Währenddessen wird der Erzähler aus seiner schwerfälligen, tranceartigen Routine dadurch herausgerissen, dass er auf einen sonderbaren Stein stößt, der ihn und sein Leben vollkommen einnimmt. 

Dennoch wurde alles mit den Jahren mürber, schwer zu sagen, was es war. Es schien, als sei die Zeit auf unheilvolle Weise zum Stehen gekommen, nicht erlösend und befreiend, sondern erdrückend schwer, dem Tode nah. 

Schmidt erschafft einen Schauort, der von offenen Fragen nur so wimmelt – und lässt uns bis lange nach Ende der Kurzgeschichte unseren Kopf darüber zerbrechen.

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Lieber Autor,