Rising Tide

Stell dir vor, ein neuer Stern taucht im Himmel auf. Größer als alle anderen. Fremdartig. Stell dir vor, ein ruhiges Meer entwickelt Wellen, die doppelt so groß sind wie zuvor. Tiere heulen zum Himmel. Schlaflose Nächte und unruhige Säuglinge. 

Rising Tide dreht unsere Weltanschauung erneut auf den Kopf. Wir schlüpfen in die Perspektive von Anya, einem blinden Mädchen in einem Küstendorf. Ihre Art, sich durch ihr Leben zu bewegen, spiegelt sich in Quinns Erzählung wider: Anstatt das Sehvermögen sind ihre Beschreibungen vollständig auf die anderen Sinne ausgerichtet.

Fourteen steps, avoid the hollow on the right, five more. Reach out. Wrinkled wood underneath her fingers. She made a sharp turn, traced the ancient wooden fence, felt the grass underneath her feet give way to coarse sand and prickly shards of seashells.

Der Leser wird eingeladen, die Welt aus Anya’s Sicht zu erleben. Sie navigiert durch ihr Dorf wie jemand, der die Position jedes Baumes, jeden Zauns, jede Schrittlänge zwischen einem Ziel und dem nächsten kennt. 

Dieses angeborene Bewusstsein für ihr Zuhause wird erschüttert, wenn der neue Stern im Himmel erscheint.

Anya tried to feel it. She soaked up the starlight that had power over the waves, over people’s dreams, over the animals. She thumbed over the seashell and dug the heels of her feet into the wet sand. The waves caressed them, back and forth, again and again, reaching out to her, pulling back, trying to sweep her along.

Sehende Menschen verlassen sich stärker auf ihr Sehvermögen als auf jeden anderen Sinn, und Rising Tide macht sich dies zunutze. Quinn nutzt die Wahrnehmung ihres Erzählers zu ihrem Vorteil und malt lebhafte Bilder, die keinerlei visuellen Beschreibung bedürfen.

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