Wortsalat

Meine Worte sind heute alle ganz durcheinander. Blink-blink-blink zwinkert die Linie auf meiner leeren Seite, mich neckend, verspottend, blink-blink-blink immer und immer wieder, wo es die leere Stelle markiert. Meine Finger schweben über der Tastatur. Zeigefinger auf F und J, wo die Tasten hervorstehen, die anderen links und rechts ausgestreckt. Blink-blink-blink zwinkert die Linie. Keine Worte erscheinen. Die Seite bleibt leer.

An manchen Tagen sind alle Worte weg. Der Kopf ist leer. Leer wie meine Seiten, ausgelaugt ohne auch nur die kleinste Idee. Ich zappel mit den Beinen, starre aus dem Fenster, aktualisiere alle Seiten auf meinem Handy, ordne meinen Schreibtisch neu, schmelze ein Loch in mein Fenster, weil ich meine Nachbarn zu lange angestarrt habe – und kein einziges Wort kommt dabei herum. Sie sind alle dahin und haben mich zurückgelassen.

Heute ist kein solcher Tag. Heute sind die Worte alle da. Ich kann sie schmecken. Genau dort, auf meiner Zungenspitze, summend unter meinen Fingernägeln, sich darum sehnend, getippt zu werden, darum bettelnd, zusammengesetzt zu werden.

Also, wo sind sie? 



„Bitte“, möchte ich ihnen sagen. „Habt Geduld. Eins nach dem anderen, in einer ordentlichen Reihe. Genau. Braver Satz. Ihr kommt schon alle dran.“

Aber sie hören nicht zu, und so schwirren sie wie wild umher und verursachen ein einziges Chaos in meinem Kopf. Zu viele Ideen? Oder einfach zu viele Gedanken? Zu viele Ablenkungen drängen sich in meinem Gehirn. Da sind sie alle: Schau! Siehst du sie nicht? Sie drängeln und schubsen und ringen sich um einen Platz ganz vorne. 

„Bitte! Beruhigt euch. Sonst wird keiner von euch je das Licht der Welt erblicken!“

Blink-blink-blink zwinkert die Linie. Die Seite ist leer. Um Himmels Willen! Könnt ihr euch nicht alle endlich zusammenreißen?

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